Zur Kriegsschuldfrage im Ersten Weltkrieg.

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Datum/Zeit
30.06.2015
19:00 - 21:00

Ort
Büro der JMG

Kategorie Diskussion / Vortrag

mit Klaus Schabronat, Andernach

Allen derzeit aktuellen Erklärungsmustern zu dieser Problematik ist gemein, dass sie dazu neigen, die Problemlage entweder zu verkürzen oder zu verzeichnen. Die Beschränkung vieler Darstellungen auf die Auswertung diplomatischer Quellen oder Kabinettsprotokolle führt zu einer Überbetonung von Diplomatie- und Kabinettsgeschichte im Vorfeld des Krieges. Aus der Perspektive von Regierungen „schlittert“ man in den Krieg oder nimmt ihn in Abwägung bestimmter Vor- und Nachteile willentlich in Kauf.

Dabei gerät zu leicht aus den Augen, dass Kriege nicht ausbrechen, als wären sie unverhinderbare Naturkatastrophen wie Vulkane, Überschwemmungen oder Schneestürme. Kriege werden gemacht. Dafür, dass sie gemacht werden, gibt es Gründe: Sie werden gemacht, weil sie sich lohnen.

Eine Betrachtung der Kriegsschuldfrage darf sich daher nicht nur auf Regierungen und Monarchen beschränken, sie muss die wirtschaftlichen Interessen und Prozesse, die zunächst die Hochrüstung und letztendlich den Krieg bedingen, in den Blick nehmen.

Das Herausarbeiten dieser zusätzlichen Perspektive stellt den Grundansatz des Vortrags dar, der die bisherigen Vorträge im Jenny Marx-Klub Neuwied durch Karuscheit und Oberhaus ergänzen soll.

Dabei werden folgende Aspekte besonders hervorgehoben, die nicht nur am Beispiel des Ersten Weltkrieges, sondern auch anhand des Zweiten Weltkrieges und des Angriffskrieges auf Jugoslawien Grundkonstanten im Kontext von Krieg und Politik aufzeigen:

  • Regierungshandeln als Sachwalten von Kapitalinteressen (etwa durch Rüstungs-, Steuer- und Wirtschaftspolitik)
  • Formierung der öffentlichern Meinung zugunsten von Rüstung und Krieg
  • Krieg als Mittel der Generierung exorbitanter Profite (wie dies in Friedenszeiten für die Großindustrie nicht möglich ist)
  • Krieg als Mittel der Umverteilung gesellschaftlichen Reichtums
  • Profitgenerierung und Mangelwirtschaft in Kriegszeiten

Dadurch erfolgt ein Rückgriff auf Erklärungsmuster unserer linken Tradition, die bis heute weitgehend erfolgreich verdrängt, aber nicht entscheidend widerlegt sind.

Gleichzeitig soll die Verkürzung des Imperialismusbegriffes analysiert und aufgehoben werden, die den Krieg zwar als imperialistischen Krieg anerkennt, den Begriff dabei aber auf politikgeschichtliche Fragestellungen (etwa der Kolonialfrage) reduziert und nicht als Entwicklungsstufe des Kapitalismus betrachtet, die in ihrem Entstehen, dessen Bedingungen und den daraus resultierenden Notwendigkeiten analysiert werden muss.

Klaus Schabronat, Andernach
Lehrer für Geschichte und Deutsch,
hat zuletzt (2014) einen Forschungsaufsatz zum Thema „Sekten im Nationalsozialismus“ veröffentlicht

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