Marx und Engels als Vordenker der Ökologiebewegung?

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Datum/Zeit
14.06.2023
19:00

Ort
Büro der JMG

Kategorie Diskussion / Vortrag

Als Analytiker und Kritiker des Kapitalismus haben Karl Marx und Friedrich Engels Weltruhm erlangt. Unverfänglicher Kronzeuge dafür ist jedenfalls der Verfassungsrechtler und ehemalige Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde, der 2009 vom „inhumanen Charakter“ des Kapitalismus spricht und davon, dass man sich „der Aktualität der Prognose von Marx nicht entziehen“ könne. Papst Franziskus wird 2013 in „Evangelii gaudium“ (53) sagen: „Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht.“

Aber Marx und Engels als Vordenker der Ökologiebewegung – das wirft Fragen auf. Einige Kritiker argumentieren, dass das marxsche Denken im Kern antiökologisch sei und sich direkt in der sowjetischen Umweltverwüstung niedergeschlagen habe (z.B. Victor Ferkiss, John Clark). Andere Wissenschaftler (z.B. Elmar Altvater, David Harvey, John Bellamy Foster) beharren darauf, dass Marx ein tiefes Bewusstsein ökologischen Verfalls (insbesondere hinsichtlich von Fragen der Erde oder des Bodens) besaß, und dass diese Themen in seine grundlegenden Konzeptionen sowohl des Kapitalismus als auch des Kommunismus eingingen und ihn zu einer Vorstellung von Nachhaltigkeit als Schlüsselbestandteil einer jeden zukünftigen Gesellschaft führten. (Foster „Die ökologische Revolution“, 2014)

Karl Marx gibt ein eindeutiges Statement: „Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias (gute Familienväter) den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.“
(Das Kapital, Band 3, MEW Band 25, S. 784)

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